22.7. Vortrag: Die Lebensgeschichte von Zenzl Mühsam »Was wir besitzen, kann nie verlorengehen.«


Vortrag von Uschi Otten

Mo. 22. juli 2024
19:00 Uhr
Baiz
Schönhauser Allee 26A
10435 Berlin

Vortrag im Rahmen der ‚Fachtagung »Sich fügen heißt lügen« – Erich Mühsam in Oranienburg‘ von Uschi Otten zur Lebensgeschichte von Zenzl Mühsam.

Alle Veranstaltungen der Fachtagung (4. bis 7. Juli 2024) in Oranienburg können auch einzeln besucht werden.

Der Name des jüdischen Dichters und anarchistischen Revolutionärs Erich Mühsam mag manchen im Gedächtnis sein, vielleicht auch sein Ende in einem deutschen KZ. Kaum bekannt aber ist, in welchem Maße sein Leben und Wirken mit dem seiner Frau Zenzl verbunden ist, der wir auch die Überlieferung seiner Schriften verdanken.

Dabei war die bayerische Bauerntochter aus der Holledau, die 1915 den jüdischen Apothekersohn zum Gatten nahm, nicht allein Muse seiner Bänkellieder, die den umtriebigen Bohemien mit ihrem Liebreiz, den brotlosen Dichter mit ihren Kochkünsten bestrickte, sondern ebenbürtige Gefährtin, die ohne ideologische Bindung, sondern aus eigener Lebenserfahrung ein Ziel mit ihm teilte: Eine von Gewalt und Unterdrückung befreite Menschheit.

Sie stand 1918 an Mühsams Seite, als er die Münchner Bevölkerung zur Beendigung des Weltkriegs und zur Revolution aufrief und floh nach seiner Ermordung ins sowjetische Exil, wo sie in eine 20jährige Odyssee durch den Stalinschen Gulag geriet. Erst 1955 gestattete man der 71jährigen Anarchistenwitwe die Rückkehr nach Ost-Berlin, wo sie allen Widerständen zum Trotz für die Veröffentlichung seiner Werke eintrat. Im Lebensweg dieser Unbeugsamen verdichtet sich auf eindrückliche Weise die Geschichte des Zwanzigsten Jahrhunderts.

Uschi Otten: ist freischaffende Autorin (VS), Dramaturgin und Regisseurin aus Berlin. Seit vielen Jahren forscht und veröffentlicht sie zum Leben Zenzl Mühsams.